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Perlentauchen statt Schleppnetzfang: Was erfolgreiches Recruiting heutzutage braucht

Berlin (btn/Gastbeitrag von Marina Malkowski, Geschäftsführerin von skill-fisher) – Was erfolgreiches Recruiting heutzutage braucht.

Marina Malkowski ist Geschäftsführerin von skill-fisher (Bild: skill-fisher)

Das Karrierenetzwerk Xing hat es sich in der Corona-Krise zur Aufgabe gemacht, die Stimmung unter den deutschen Arbeitnehmern zu messen. Die gute Nachricht vorweg: Nach der anfänglichen Schockstarre, Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit und Angst vor Unternehmenspleiten, ist die Stimmung im Juni deutlich besser geworden. Wer nun denkt, die Deutschen klammern sich in der Krise an Altbekanntes und -bewährtes und würden komme was wolle an ihrem Job festhalten, der irrt sich. Sie sind überraschend wechselwillig.

Circa 43 Prozent der befragten deutschen Xing-Mitglieder gaben an, sich stärker als zuvor nach einer neuen beruflichen Herausforderung umzusehen. Und das obwohl ihre berufliche Situation eigentlich die gleiche geblieben ist. Doch was brauchen Personaler und Recruiter, um sich die richtigen Talente zu angeln?

Massen-Datenbanken führen nicht zum gewünschten Erfolg

Um gleich bei Xing zu bleiben: Einfach die Plattform zu crawlen und alle potenziellen Kandidat*innen blindwegs in eine riesige Datenbank zu werfen, führt am gewünschten Ziel vorbei. Ich bin überzeugt: Modernes Recruiting funktioniert nicht über Masse, sondern über Klasse. Recruiter sind daher gut beraten sich eine eigene und kleine Plattform zu bauen die von der wichtigsten Komponente überhaupt gemanagt wird – dem erfahrenen Berater. Die viel gehypte künstliche Intelligenz, smarte Algorithmen & Co. sind eine durchaus wichtige und richtige Unterstützung im Arbeitsalltag eines jeden Recruiters. Wer mit der Zeit geht, sollte auch mit ihnen experimentieren. Aber eben experimentieren und nicht den Faktor Mensch völlig ersetzen. Unternehmen, die auf der Suche nach einem strategischen Recruiting-Partner sind, gebe ich den Rat darauf zu achten, dass dieser nicht nur technologische Expertise verspricht, sondern auch mit langjährigen, erfahrenen und sattelfesten Recruitern von sich überzeugt. Lassen Sie sich die Menschen vorstellen, die für Sie auf die Suche gehen! Schließlich sind diese Recruiter der erste Kontakt den die Talente mit Ihrem Unternehmen haben.

Fingerspitzengefühl statt Fangprämien

Viele Arbeitnehmer*innen kennen ein interessantes Phänomen: Unpassende Recruiter-Anfragen auf Linkedin oder Xing können sich an einigen Tagen häufen. Als Empfänger*in fragt man sich da: Wie kommen die auf mich? Wurde mein Profil überhaupt gelesen? Jede dieser negativen Erfahrungen ist extrem schädlich für unsere ganze Branche, die im großen und ganzen eigentlich einen sehr guten Job macht. Recruiting-Firmen und Headhunter, die diese Anfragen verschicken, setzen in der Tat auf Jagdtage. Richtig gelesen: Jagdtage inklusive Fangprämien für jede/n Interessent*in. Das ist keine Beratung auf Augenhöhe. Gute Recruiter schießen nicht einfach auf alles, was ihnen vor die digitale Harpune läuft oder telefonisch nicht schnell genug auflegt. Unternehmen, die also darüber nachdenken, eine Recruiting-Agentur zu engagieren, sollten mit dem neuen Dienstleister ein präzises, offenes und transparentes Gespräch darüber führen, wie dessen eigenes Selbstverständnis ist und wie die Ansprache genau funktioniert.

Die Schleppnetz-Strategie funktioniert nicht im Fachkräftemangel

Eine Schleppnetz-Strategie ist nicht nur für Kandidaten nervig, sondern auch für Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangel schlichtweg vergebene Liebesmüh. Sie kostet Zeit und Ressourcen. Die Profile, die zum Beispiel an mich herangetreten werden, sind in der Regel so spezifisch und herausfordernd, dass kein Standard-Suchbegriff der Welt sie abdecken würde. Ohne Branchenerfahrung gestaltet sich die Suche nach dem perfekten Match wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Viele der Stellen, die mir heute vorliegen, gab es auf einen Jahr noch nicht einmal auf dem Jobmarkt. Dementsprechend erklärungsbedürftig sind neue Rollenprofile. Es gibt zu viel Auswahl, es gibt derart frische Jobs, dass sie jeder neu lernen muss, es gibt viele neue Unternehmen, die man nicht auf den ersten Blick kennt. Da kann man sich leicht verrennen, etwas übersehen oder das Falsche aussuchen was gar nicht zu einem passt, weil es einfach erst mal toll klingt.

Gute Recruiter sehen sich als Berater beider Seiten. Sie zeigen dem Bewerber oder der Bewerberin neue Räume, neue Arbeitsfelder und neue Möglichkeiten auf. Sie achten für das Unternehmen auf Einzigartigkeit, Qualität und Individualität des Profils. Und sie beschreiben für beide Seiten präzise und mit emotionaler Intelligenz, was sie erwarten und beobachten. Gerade im High-Level-Bereich ist dies wichtig. Top-Talente wissen was sie wollen – manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Dieses Wissen gilt es herauszukitzeln, um beruflicher Erfüllung den Weg zu bahnen. Kurzum: Das Recruiting der Zukunft taucht nach Perlen, statt nur jeden Fisch an Land zu ziehen.


Über die Autorin: Marina Malkowski ist Geschäftsführerin von skill-fisher. Ihre neu gegründete Agentur ist spezialisiert auf die Suche nach Digital Talents. Dafür prüfen Marina Malkowski und ihr Team stets den individuellen Fit eines jeden Kandidaten / einer jeden Kandidatin. skill-fisher geht mit dem Wandel der (digitalen) Berufswelt mit und ist nicht nur Matchmaker für offene Stellen, sondern Coach und Berater für Talente und Unternehmen zugleich.

Jens Breimeier
Jens Breimeier
Jens Breimaier kümmerte sich im Business.today Network um Redaktion und Business Development. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im Publishing- und Mediabusiness, u.a. Burda, Verlagsgruppe Milchstraße und Vibrant Media: "Ich arbeite mit Brands, Agenturen, Startups und Publishern im Online-Business und unterstütze sie beim Wachstum ihres Geschäfts sowie beim Aufbau von Know-How und Netzwerken. Meine Erfahrung als Business Developer und im Publishing, sowie bei der Umsetzung von komplexen Aufgabenstellungen geben mir eine fachliche Basis und Kompetenz, die ich weiter geben möchte."
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