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StartNewstickerAuch nach Corona: Führen auf Distanz wird zur neuen Kernkompetenz

Auch nach Corona: Führen auf Distanz wird zur neuen Kernkompetenz

Berlin (btn/goldmund) – Direkter und strukturierter: Führungskräfte müssen sich dauerhaft auf neue Arbeitsweisen einstellen.

Die Pandemie hat die Arbeitswelt verändert und sie stellt auch Führungskräfte vor ganz neue Herausforderungen. Wo im direkten Gespräch im Büro, auf der Baustelle oder in der Filiale die gewünschte Wirkung erzielt wird, bleibt die Botschaft im digitalen Raum oft kraft- und konturlos. Was muss ein Vorgesetzter tun, damit sein Team auch remote leistungsfähig bleibt?

Rolf Hempel, Coach für Personalentwicklung aus Berlin, hat ein wirkungsvolles Konzept entwickelt, um Führen auf Distanz für Chefs und Mitarbeitende fruchtbar und förderlich zu gestalten.
Beim Führen auf Distanz entfällt eine wichtige Dimension, die für die Führungsarbeit eigentlich unverzichtbar ist: direkte Nähe, die Empathie erst ermöglicht. Wie soll ein Chef nur durch den Blick auf einen Bildschirm erkennen, wie es dem Mitarbeiter wirklich geht? Mimik, Körpersprache oder Zwischentöne im Gespräch sind so reduziert, dass daraus kaum wesentliche Erkenntnisse abgeleitet werden können.

„In meinen Seminaren und Coachings werde ich häufig gefragt: Was muss ich als Führungskraft jetzt anders machen? Meine Antwort lautet dann immer: grundlegend gar nichts. Aber Sie müssen die erlernten Führungskompetenzen in eine neue, andere Art der Zusammenarbeit überführen. Diese ist direkter und strukturierter“, so Rolf Hempel.
Da der direkte Wahrnehmungskanal wegfällt, sollten sogenannte Wahrnehmungspunkte geschaffen werden. Wir können nicht fühlen, wie es dem Gegenüber geht, deshalb müssen wir direkt fragen: Wie geht es Dir? Was beschäftigt dich?

Klare und direkte Ansprache ersetzt fehlende Nähe

Es geht also nicht darum, sich als Führungskraft komplett neu zu erfinden. Die Prozesse und Strukturen bleiben gleich. Aber die Art der Kommunikation ändert sich – sie wird direkter und aufwändiger. „Der Vorgesetzte muss nicht nur die Frage stellen, sondern auch erklären, warum er dies wissen will und warum ihm das wichtig ist. Sonst kommt es als Kontrolle rüber und der Mitarbeiter macht dicht“, erklärt Hempel.

Strukturierter ist das Führen auf Distanz auch deshalb, weil das spontane Gespräch, etwa in der Teeküche oder beim Kaffee nach der Mittagspause, entfällt. Stattdessen müssen Zeitfenster aufgebaut werden, in denen der Online-Austausch stattfinden kann. Mit der erforderlichen Ruhe im Umfeld, also ohne Kinderbetreuung im Hintergrund, und der nötigen Konzentration, um sich vertrauensvoll aufeinander einzulassen.

Führen auf Distanz als neue Normalität

Eins ist klar: Führen auf Distanz ist vielmehr als nur klare Ansagen über Zoom oder MS Teams an Mitarbeiter im Homeoffice richten. Und das Thema wird bleiben, auch nach der Pandemie. Schon jetzt haben Digitalisierung und der Wunsch nach flexiblem, hybridem Arbeiten ohne Präsenzpflicht am Arbeitsplatz einen Schub erhalten. Auch die Mobilitätswende wird für weniger Inlandsflüge und mehr Videokonferenzen sorgen. Und sogar die Mietsituation in den Städten kann dazu beitragen: Wenn sich bezahlbarer Wohnraum nur noch in der Peripherie findet, werden Mitarbeiter sich verstärkt remote einklinken als täglich lange Anfahrtszeiten zur Arbeit in Kauf zu nehmen.
In der hybriden Arbeitswelt scheint es also sinnvoll, sich auf Führen auf Distanz als „das neue Normal“ vorzubereiten. Dazu zählen laut Rolf Hempel neben fachlichen und kommunikativen Fähigkeiten auch technische Aspekte: etwa eine gute Datenleitung, Kameraeinstellung und Ausleuchtung.

Louis Kuhnert
Louis Kuhnert
Louis ist seit Februar 2021 als Kampagnen- und Content-Manager bei Business.today Network tätig. Zuvor beendete er erfolgreich sein Journalismus-Studium und arbeitete u.a. für den Hamburger SV in der Medienabteilung.

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