„Schön, dass Sie da sind!“ – Wertschätzung im Job hält gesund

Kamp-Lintford (Gastbeitrag von Melanie Kohl) – „Wertschätzung“ ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Wir alle möchten schließlich beachtet und gewürdigt werden – im Privaten, aber insbesondere auch in der Arbeitswelt. Dort hat das Thema Wertschätzung in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das ist kein Zufall: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung sowohl Unternehmen als auch die dort arbeitenden Menschen regelrecht aufblühen lässt.

Wertschätzung im Job sorgt beispielsweise für ein besseres Arbeitsklima und erhöht die Motivation, Leistungsbereitschaft und Loyalität der Angestellten. Besonders interessant sind die zahlreichen positiven gesundheitlichen Auswirkungen: Wer in seinem Job Wertschätzung erfährt, ist in der Regel zufriedener, ausgeglichener und hat mehr Freude an seiner Arbeit.

Gute soziale Beziehungen im Job wirken zudem wie eine Art „Stresspuffer“, was dazu führt, dass Angestellte deutlich besser mit Stress und Belastungen umgehen können. Dies alles zusammen hat ein generell besseres Wohlbefinden zur Folge, welches sich u.a. in deutlich weniger Fehlzeiten äußert. Selbst das Risiko für bestimmte psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen kann durch Wertschätzung im Job gesenkt werden.

Es gibt also gute Gründe, respektvoll mit Kollegen, Angestellten, Kunden oder auch Dienstleistern umzugehen. Wie aber gelingt es, Wertschätzung im Arbeitsalltag konkret mit Leben zu füllen? Antwort: Viel einfacher, als wir gemeinhin denken. Zunächst einmal lohnt es sich jedoch, genauer zu definieren, was Wertschätzung eigentlich ist.

Wertschätzung ist mehr als Lob

Im Job gibt es – neben rein finanziellen Anreizen – viele Arten der Wertschätzung. Da ist zunächst einmal das Lob. Lob ist wichtig, keine Frage. Anerkennende Worte sind ein einfaches Mittel, um die Arbeit von Kollegen zu würdigen und somit eine wichtige Basis für eine gute und respektvolle Zusammenarbeit. Außerdem erleichtert regelmäßiges Lob auch das Äußern und die Annahme von (sachlicher) Kritik. Echte Wertschätzung sollte sich jedoch nicht auf Lob beschränken, sondern deutlich darüber hinausgehen, wenn Sie ihre volle positive Wirkung entfalten soll.

In ihrem lesenswerten Buch „Wertschätzung im Betrieb: Impulse für eine gesündere Unternehmenskultur“ schreibt die Autorin Anne Katrin Matyssek: „Einen Menschen in seinen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Leistungen wahrnehmen, das Positive an ihm entdecken und in ihm wecken – die wohlwollende Betrachtung des anderen in seiner Einzigartigkeit: Das ist Wertschätzung.“ Folgen wir dieser Definition von Wertschätzung, dann wird schnell klar, dass Sätze wie „Das haben Sie gut gemacht!“ nicht ausreichen. Die folgenden fünf Anregungen zeigen exemplarisch, wie Wertschätzung im Arbeitsalltag ausgedrückt werden kann:

1. Interessante und herausfordernde Arbeit übertragen: Wenn Menschen sich einbringen und ihr Potenzial entfalten können, dann fühlen sie sich wertgeschätzt, sind motiviert und identifizieren sich im besten Fall mit ihrer Arbeit. Als Führungskraft kann man Wertschätzung zeigen, indem man seine Kollegen entsprechend ihrer Fähigkeiten möglichst sinnvoll und motivierend einsetzt.
2. Erfolge und Einsatz würdigen: Wenn wir die Erfolge von Mitarbeitern oder Kollegen würdigen, zeigen wir Ihnen unsere Wertschätzung. Das ausgesprochene Lob sollte dabei möglichst konkret und präzise sein – Was ist besonders gut gelaufen? Ebenso wichtig ist es jedoch, gezeigten Einsatz oder Engagement (öffentlich) zu würdigen, auch wenn diese nicht von Erfolg gekrönt waren. Welche Ideen waren trotzdem gut?
3. Den Blick auf das Positive richten: Im Arbeitsalltag kann vieles nerven – gerade auch mal Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden. Lenken Sie Ihren Blick jedoch bewusst auch auf das Gute. Begegnen Sie Anderen möglichst wohlwollend und sehen Sie deren positive Eigenschaften.
4. Sich bedanken und revanchieren: Ein „Danke“ ist eine wirklich einfache Möglichkeit, Wertschätzung für jemanden auszudrücken, der im Job-Alltag etwas für Sie tut. So können Sie zeigen, dass Sie den Anderen würdigen und seine Hilfe nicht als selbstverständlich ansehen. Ebenso sollten Sie sich darüber hinaus auch mit eigenen Leistungen revanchieren – jeder Kollege kann einmal Unterstützung gebrauchen.
5. Kollegen nach ihrer Meinung fragen, bei Entscheidungen miteinbeziehen oder um Hilfe bitten: Wenn Sie Kollegen um Hilfe bitten oder nach Ihrer Meinung fragen, zeigen Sie ihnen damit, dass Sie ihre Erfahrung schätzen und Ihnen ihr Input wichtig ist.

Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele dafür, wie es gelingen kann, echte Wertschätzung zu vermitteln und das jeweilige Gegenüber als Mensch in seiner Einzigartigkeit ernst zu nehmen und zu respektieren. Dies mag im hektischen Arbeitsalltag nicht immer einfach sein, eröffnet jedoch zahlreiche Chancen. Denn eine vorhandene und gelebte Wertschätzungs-Kultur bringt wie eingangs beschrieben weitreichende positive Folgen mit sich – sowohl auf sozialer und gesundheitlicher, aber nicht zuletzt auch auf wirtschaftlicher Ebene. Wertschätzung ist also die beste Voraussetzung für eine gesunde Zukunft – sowohl von Angestellten, als auch von Unternehmen.

Melanie Kohl, Mentalcoach und Rednerin, ist eine gefragte Expertin für die Themen Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Sie entwickelt ganzheitliche Konzepte zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz und unterstützt Unternehmen mit maßgeschneiderten Ideen für das betriebliche Gesundheitsmanagement. In Ihren Beratungen, Seminaren, Vorträgen und Coachings erhalten Unternehmen, konkrete Maßnahmen um die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter zu steigern und die eigenen Ressourcen zu stärken. www.melanie-kohl.de