München (btn, Deloitte) – Deloitte hat knapp 10.000 Unternehmensvertreter weltweit und 600 in Deutschland nach den größten Trends im Bereich Arbeitskräfte, Organisation und HR befragt. Die Teilnehmer sehen ihre Unternehmen oft nur bedingt gut aufgestellt – in technischer wie in organisatorischer Hinsicht. Transformation ist auch eine Führungsaufgabe, aber nur 35 Prozent der Befragten geben an, dass Führungskräfte in ihrem Unternehmen hinreichend auf künftige Herausforderungen vorbereitet werden. Nur 34 Prozent schreiben dem Großteil ihrer Belegschaft ausreichend digitale Fähigkeiten zu.
Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen in Zeiten des technologischen Wandels und der Talentknappheit hängt auch davon ab, ob und wie die Transformation zu einer sozialen Organisation gelingt, die den Menschen, seine Bedürfnisse und die Belange der gesamten Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Die aktuelle Global Human Capital Trendstudie von Deloitte, in deren Rahmen international knapp 10.000 und in Deutschland über 600 Teilnehmer befragt wurden, identifiziert die wichtigsten Trends für die Transformation in den Bereichen Arbeitskräfte, Organisation und HR. Sie zeigt auf, wie die Unternehmensvertreter ihren eigenen Reifegrad auf dem Weg zur sozialen Organisation einschätzen und worin sie die größten Herausforderungen sehen.
„Die Unternehmen stehen auf dem Weg zur sozialen Organisation vor verschiedenen Aufgaben. Sie reichen von neuen Stellenzuschnitten und einer stärkeren strukturellen Teamorientierung über eine veränderte Führungskultur bis hin zum gezielten Einsatz digitaler Technologien. Der Reifegrad von Unternehmen als soziale Organisation wirkt sich nicht nur abstrakt auf die allgemeine Zukunftsfähigkeit aus, sondern auch ganz konkret in finanzieller Hinsicht: Wer sich als weiter fortgeschritten einstuft, erwartet ein deutlich besseres Geschäftsergebnis“, erklärt Udo Bohdal-Spiegelhoff, Leiter Human Capital Advisory Services bei Deloitte.
Automatisierung, Superjobs und digitale Skills
Viele Prozesse im Arbeitsalltag sind zunehmend maschinen- und datengetrieben. 56 Prozent der Studienteilnehmer in Deutschland nutzen automatisierte Prozesse als Maßnahme zur Produktivitätssteigerung und 49 Prozent setzen sie bei repetitiven Aufgaben ein. Das entlastet Mitarbeiter und gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf genuin menschliche Fähigkeiten wie Problemlösung, Kommunikation und Kreativität zu fokussieren – eine neue Jobkategorie der „Superjobs“ entsteht. Berufsbilder verändern sich also primär statt durch Maschinen ersetzt zu werden. So rechnen nur 38 Prozent der weltweiten Befragten mit Stellenstreichungen durch Automatisierung. Ohne digitale Fähigkeiten wird es aber nicht gehen: Mit 92 Prozent geben nahezu alle deutschen Befragten an, dass der Auf- und Ausbau digitaler Skills aller Mitarbeiter von zentraler Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit ihres jeweiligen Unternehmens ist. Allerdings würden nur 34 Prozent den Großteil der Belegschaft aktuell als „digital ready“ bezeichnen.
Fehlende Führungskräfteentwicklung
In einem von permanenter Disruption geprägten Kontext ist die Unternehmensführung gefordert, die zunehmende Ambiguität und kurzfristige Veränderungen zu meistern. Führungskräfte-Entwicklung spielt dabei eine wichtige Rolle. 69 Prozent der Teilnehmer in Deutschland bestätigen die Wichtigkeit, Führungskräfte auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten. Aber nur 35 Prozent sehen das in ihrem Unternehmen auch tatsächlich gegeben.
Angemessene Vergütung ist ein Problem
Die Unternehmen sollen sozial(er) werden und den Mitarbeitern sinnstiftende Tätigkeiten ermöglichen. Neben der Vergütung spielen auch flexibilitätsschaffende Maßnahmen wie Home Office eine Schlüsselrolle für Arbeitnehmer. In Deutschland bieten bereits 84 Prozent der Organisationen solche Maßnahmen an – und damit deutlich mehr als im globalen Durchschnitt mit 59 Prozent. Mit 16 Prozent ist die Zahl der deutschen Befragten, die ihre Vergütungsstrategie im Einklang mit den Organisationszielen und ihren persönlichen Wünschen sehen, allerdings gering.
Lebenslanges Lernen als wichtigste Herausforderung
In Zeiten des ständigen Wandels ist lebenslanges Lernen essenziell. Dies ist laut Teilnehmern die wichtigste Herausforderung unter den Global Human Capital Trends. Noch werden Mitarbeiter aber nicht ausreichend motiviert, sich neue Fähigkeiten anzueignen: 61 Prozent der Befragten aus Deutschland erhalten dafür keine Anreize – hier herrscht dringender Nachholbedarf. Zwar bewerten 55 Prozent die Lernkultur in ihrer Organisation allgemein als gut, allerdings sehen fast 40 Prozent ihre Trainingsabteilung in der aktuellen Aufstellung als nicht erfolgreich an.
Möglichkeiten für interne Jobwechsel verbessern
Deutschland hat ein Personalproblem – das wird auch in dieser Studie deutlich. Zwei Drittel der Studienteilnehmer sehen es als große Herausforderung, qualifizierte, berufserfahrene Mitarbeiter zu finden, 52 Prozent geben das für Berufseinsteiger an. Deshalb sollten Unternehmen den Blick auch nach innen richten und Mitarbeitermobilität ermöglichen. Die Realität: Für die Hälfte der deutschen Befragten wäre es derzeit ihrer eigenen Einschätzung nach leichter, eine neue Tätigkeit in einem anderen Unternehmen zu finden als im eigenen.
„Die verschiedenen Veränderungen in den Bereichen der Arbeit, der Arbeitskräfte und in der gesamten Organisation bringen einige Herausforderungen mit sich. Das lässt sich nicht komplett an die HR-Abteilung auslagern: Um auf dem Weg zur sozialen Organisation und zur Zukunft der Arbeit voranzukommen, muss das gesamte Unternehmen zusammenarbeiten und diese Zukunft gemeinsam gestalten“, folgert Bohdal-Spiegelhoff.
Die gesamte Studie finden Sie hier zum Download.