
Personalabteilungen stehen heute unter einem enormen Druck. Einerseits sollen sie die digitale Transformation aktiv vorantreiben – auch im Hinblick auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Andererseits kämpfen viele HR-Teams mit Überlastung und Ressourcenmangel. Laut einer Sage-Studie fühlen sich 83 Prozent der HR-Verantwortlichen ausgebrannt. Gleichzeitig befürchten laut Gartner 62 Prozent der HR-Führungskräfte, dass fehlende Zukunftskompetenzen ihrer Mitarbeitenden zum Geschäftsrisiko werden könnten.
In diesem Spannungsfeld bietet eine aufstrebende technologische Entwicklung, Agentic AI, Unternehmen die Möglichkeit, KI-Systeme zu nutzen, die selbstständig agieren, Entscheidungen vorbereiten und Prozesse automatisieren.
Was steckt hinter Agentic AI?
Agentische KI-Systeme handeln autonom, indem sie vordefinierte Aufgaben eigenständig ausführen, verschiedene Tools miteinander verknüpfen und komplexe Arbeitsabläufe koordinieren. Möglich machen das große Sprachmodelle (LLMs), kombiniert mit Retrieval-Augmented-Generation oder Knowledge-Graph-Mechanismen für firmeneigene Informationen und intelligenter Workflow-Logik.
Während einfache KI-Lösungen lediglich reagieren, hat Agentic AI eine Handlungsfähigkeit: Sie agiert. Sie verbindet kontextuelle Daten, Geschäftsziele und Unternehmensprozesse, um daraus konkrete Handlungen abzuleiten. Gartner rechnet damit, dass solche Systeme bis 2028 rund 15 Prozent der täglichen Arbeitsentscheidungen übernehmen werden.
Doch Agentic AI wird den Mensch nicht ersetzen – sie unterstützt ihn. In enger Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine können automatisierte Routinen Raum für kreative und strategische Aufgaben schaffen, statt Jobs überflüssig zu machen.
Wo HR von Agentic AI profitiert
Agentic AI bietet in HR-Abteilungen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Besonders in drei Bereichen kann die Technologie den Unterschied machen:
- Personalentwicklung neu gedacht
Individuelle Lernpfade, die sich an Kompetenzen, Karrierezielen und Stärken orientieren, sind dank Agentic AI problemlos umsetzbar. Die Systeme schlagen passende Weiterbildungen, Projekte und Mentoring-Angebote vor. Sie vernetzen Mitarbeitende gezielt mit Expert:innen im Unternehmen und fördern so die individuelle Entwicklung.
Interaktive Lernformate, etwa Simulationen oder Gamification-Elemente, stärken wichtige Softskills wie kritisches Denken und Problemlösung. Durch die Analyse von Skills-Daten liefert die KI außerdem gezieltes Feedback und erkennt Entwicklungspotenziale.
- Strategische Personalplanung mit Weitblick
Mit Agentic AI wird Personalplanung zum kontinuierlichen, strategischen Prozess. Die KI identifiziert Qualifikationslücken frühzeitig, erstellt dynamische „Talent-Maps“ und gleicht sie mit den Unternehmenszielen ab.
Sie macht sichtbar, welche Kompetenzen künftig benötigt werden, empfiehlt Weiterbildungsangebote oder zeigt, wo externe Rekrutierung sinnvoll ist. So kann HR schnell auf technologische Entwicklungen oder Marktveränderungen reagieren.
- Talente fördern statt neue suchen
Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen, intern umzudenken. Agentic AI hilft, Potenziale im eigenen Haus zu erkennen. Sie unterstützt bei der gezielten Umschulung von Mitarbeitenden für neue Aufgabenbereiche.
So kann zum Beispiel eine analytisch starke Marketing-Mitarbeiterin für den Bereich Data Analytics qualifiziert werden. Gleichzeitig zeigt die KI, wann externe Verstärkung unumgänglich ist.
Lernkultur im Wandel
Digitale Lernangebote verändern sich grundlegend: Statt starrer Lerninhalte rücken interaktive, praxisnahe Formate in den Mittelpunkt. Plattformen wie Skillsoft kombinieren verschiedene Medien – von Videos über Audiobooks bis zu Live-Kursen und KI-Assistenten. Lernen wird zum festen Bestandteil des Arbeitsalltags, nicht zum isolierten Extra.
Erfolgsfaktor Integration: Technologie braucht Strategie
Das wahre Potenzial von Agentic AI ist nur möglich, wenn sie sinnvoll in die Unternehmensprozesse integriert wird. Voraussetzung sind klare L&D-Strategien, die Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende mit dem Training der Systeme selbst verzahnen.
Den Anfang bildet eine gründliche Bestandsaufnahme der vorhandenen Kompetenzen. IDC prognostiziert, dass 90 Prozent der Unternehmen bis 2026 unter einem IT-Skill-Gap leiden werden. Ohne solides Benchmarking fehlt die Basis für gezielte Maßnahmen.
Darauf aufbauend sind kontinuierliche Trainings notwendig, die Mitarbeitende regelmäßig auf neue Technologien vorbereiten. Adaptive Lernsysteme helfen, individuell passende Inhalte bereitzustellen.
Wichtig für den Erfolg ist zudem die enge Zusammenarbeit zwischen HR und IT sowie eine gezielte Vorbereitung der Führungskräfte auf den technologischen Wandel. Change-Management-Programme, klare ethische Leitlinien und Compliance-Regeln flankieren den Einsatz.
Fazit: Mit Agentic AI Zukunft gestalten
Agentic AI eröffnet HR neue Möglichkeiten, strategischer und zukunftsorientierter zu arbeiten. Wer heute investiert, sichert sich Wettbewerbsvorteile, stärkt die Innovationskraft und erhöht die Attraktivität als Arbeitgeber.
Entscheidend bleibt: Nur wer versteht, wie die Technologie funktioniert und sinnvoll eingesetzt wird, kann ihre Chancen voll ausschöpfen.
Über den Autor:
Als General Manager of Talent Development Solutions bei Skillsoft leitet Apratim Purakayastha das umsatzstärkste Segment des Unternehmens. Dieses Geschäftsfeld bedient Tausende Unternehmenskunden sowie Millionen Einzelpersonen weltweit, die auf Lernlösungen von Marken wie Codecademy zurückgreifen. In dieser Rolle trägt er die Gesamtverantwortung für sämtliche Bereiche – von Vertrieb und Marketing über Produktentwicklung bis hin zu operativen Prozessen.
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