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Viele Fragezeichen für eine Blockchain im Bewerbungsprozess – die Möglichkeiten sind spannend

Hamburg (btn/Gastbeitrag von Maxim Bederov) – Die Blockchain-Technologie wird bereits in sehr spannenden Bereichen wie Logistik (=SAP), den Transfer von Werteinheiten (z.B. Bitcoin) und vielen anderen Gebieten angewandt. Einer der Anwendungsbereiche, die bis dato noch kaum in den Fokus rückten, ist der des blockchain-unterstützten Bewerbungsverfahrens. Hier gibt es noch eine Vielzahl an Fragezeichen, doch die Auswirkungen und Möglichkeiten, die sich daraus ergeben können, sind spannend.

Bild: Maxim Bederov

Warum Blockchain im Bewerbungsprozess?

Die moderne Technologie gibt uns die Möglichkeit, bestehende Business-Prozesse zu optimieren, zu automatisieren und neu zu strukturieren. Deshalb ist es naheliegend, besonders ressourcenintensive Prozesse zu digitalisieren. Und ein Bewerbungsprozess ist ein äußerst ressourcenverbrauchender und komplexer Prozess.

Wie läuft in der Regel ein Bewerbungsverfahren ab? Ein Unternehmen hat eine Stelle zu vergeben und kommuniziert dies über verschiedene Wege nach außen. Es wird eine Stellenbeschreibung verfasst, sofern diese nicht schon existiert, es wird das eigene Netzwerk nach geeigneten Mitarbeitern durchforstet oder eben in verschiedenen Medien publik gemacht.

Dann ist das Unternehmen mehr oder minder vom Zufall abhängig, ob die betreffenden und passenden Personen auch die jeweilige Stellenausschreibung zu Gesicht bekommen. Eine tatsächliche Selektion folgt erst viel später, nämlich wenn die Bewerbungen gesichtet werden. Danach werden passende Mitarbeiter zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Einen passenden Mitarbeiter zu finden, ist eine Aneinanderkettung äußerst komplexer Handlungsstränge, die obendrein oft vom Zufall abhängig sind. Die Blockchain, in Kombination mit Chat-Bots könnten hier Abhilfe schaffen.

Lügen haben keine Chance mehr

Lügen hätten in der Blockchain nicht nur kurze, sondern gar keine Beine. Warum dies relevant ist? Verschiedene Studien haben ergeben, dass weit über 50% aller Bewerber ihre Vergangenheit schönen. Dies betrifft sowohl ehemalige Arbeitgeber als auch verschiedene Formen von Ausbildungen oder Qualifikationen.

Eine der wichtigsten Eigenschaften der Blockchain ist es, Transparenz zu garantieren. Würde sie gefüllt werden mit Referenzen der ehemaligen Arbeitgeber, müsste kein Rechercheaufwand mehr vom einzustellenden Unternehmen betrieben werden. Die Daten wären x-fach von anderen Teilnehmern verifiziert und somit unveränderbar, da sie sonst keine Bestandteile der Blockchain wären.

Die Blockchain scheint, durch das Befüllen mit beruflichen Daten, den Unternehmen sehr viel Zeit und somit Geld zu sparen. Doch wie sieht es eigentlich umgekehrt aus? Welche Vorteile generiert die Blockchain für die Mitarbeiter?

Transparenz, wo man hinsieht

Es könnte der Verdacht der Einseitigkeit aufkommen: Mitarbeiter müssen all ihre Daten preisgeben, ohne auch nur die geringste Chance zu haben, Dinge richtig zu stellen. Es könnte nämlich sein, dass der eine oder andere Job deshalb gekündigt wurde, weil Mobbing oder einfach wirklich schlechte Arbeitsverhältnisse herrschten. In der Blockchain ist die nicht darstellbar – oder etwa doch?

Es könnte nämlich auch eine Unternehmensbewertungs-Blockchain von den Mitarbeitern erstellt werden, in welcher verschiedene Facetten von Unternehmen bewertet werden, wie Mitarbeiterzufriedenheit, etc. – je öfter es zu einer Verifizierung der Mitarbeiterzufriedenheit kommt, desto eher wird dies der Wahrheit entsprechen. Unternehmen müssten handeln, um als attraktive Arbeitgeber zu gelten und Verbesserungen einleiten.

Die Blockchain bringt folglich Licht ins Dunkel. Sowohl auf Seiten der Mitarbeiter als auch auf Seiten der Unternehmen.

Licht und Schatten

Bewerbungsverfahren mit Hilfe der Blockchain zu absolvieren und damit ganze HR-Abteilungen obsolet zu machen, ist noch reine Zukunftsmusik. Dabei ist es nicht der technische Bereich, der Probleme bereitet, denn die Blockchain funktioniert nachweislich schon über ein Jahrzehnt.

Es müssen moralische, ethische und rechtliche Fragen gestellt und zufriedenstellend beantwortet werden, bevor es zum Einsatz der Blockchain in diesem Bereich kommt. Was passiert beispielsweise mit Menschen, die wegen einer Krankheit schon länger nicht mehr am Arbeitsmarkt tätig waren, aber nun ihre Krankheit besiegt haben? Was ist mit Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft befinden, aus welchen Gründen auch immer? Was passiert mit Menschen, die im Gefängnis waren? Wie sieht es in Zukunft mit dem Resozialisierungsgedanken aus?
Dies sind wichtige gesellschaftliche Fragen. Da es weder das “perfekte” Unternehmen, noch den “perfekten” Mitarbeiter gibt, wird es entscheidend sein, wie die Gesellschaft zukünftig mit der Bewertung von Fehlern, Misserfolgen und Niederlagen umgeht. Vielleicht ist es gerade die Blockchain, die mit ihrer “gnadenlosen” Transparenz für ein nachhaltiges Umdenken sorgt.

Fazit

Die Blockchain und ihre Anwendungen haben tatsächlich das Potenzial, den Bewerbungsprozess zu revolutionieren. Auf der Blockchain basierte Technologien können tatsächlich dafür sorgen, dass die Effizienz des Suchprozesses massiv zunimmt und gleichzeitig Zeit und Geld eingespart werden könnten.
Gerade weil es hier massive Vorteile gibt, muss über die ethischen und moralischen Konsequenzen für den einzelnen Menschen nachgedacht werden. Die Frage wird auch sein, ob wir unsere beruflichen und privaten Beziehungen aus Scham vor unserem Werdegang auf Lügen aufbauen wollen oder nicht. Dies gilt sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter. Wir gehen spannenden Zeiten entgegen.


Über den Autor: Maxim Bederov ist Vater, Unternehmer, Finanz-Experte, Bergsteiger und Kampfsportler. Er hat durch seine Beharrlichkeit und Willensstärke stets nach dem Besten gestrebt. Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Finanzdienstleistung, Digitalisierung und IT gründete er im Jahr 2018 einen der ersten Publikumsfonds mit digitalen Assets. Er setzt sich aktiv für die finanzielle Legalisierung und Regulierung von Kryptowährungen ein.

 

Jens Breimeier
Jens Breimeier
Jens Breimaier kümmerte sich im Business.today Network um Redaktion und Business Development. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im Publishing- und Mediabusiness, u.a. Burda, Verlagsgruppe Milchstraße und Vibrant Media: "Ich arbeite mit Brands, Agenturen, Startups und Publishern im Online-Business und unterstütze sie beim Wachstum ihres Geschäfts sowie beim Aufbau von Know-How und Netzwerken. Meine Erfahrung als Business Developer und im Publishing, sowie bei der Umsetzung von komplexen Aufgabenstellungen geben mir eine fachliche Basis und Kompetenz, die ich weiter geben möchte."
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