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Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen – und können dabei wirtschaftlich profitieren

Hamburg (btn/Gastbeitrag von Philip Smith, COO und EVP von Europe Delivers, Xynteo) – Europa sollte eine integrativere und nachhaltigere Form des Wirtschaftswachstums anstreben. Das derzeitige System zerstört unsere natürlichen Ressourcen und untergräbt damit den Wohlstand künftiger Generationen. Darüber hinaus verstärkt es die Ungleichheit und spaltet die Gesellschaft.

Philip Smith, COO und EVP von Europe Delivers, Xynteo (Bild: Xynteo)

Natürlich wird es nicht von heute auf morgen gelingen, nachhaltigere und sozial gerechtere Lösungen zu entwickeln. Aber es ist an der Zeit, dass Unternehmen in Europa (und auf der ganzen Welt) mehr Verantwortung bei der Lösung einiger unserer größten ökologischen und sozialen Herausforderungen übernehmen. 69 der 100 größten Wirtschaftseinheiten weltweit sind Unternehmen – und nicht Staaten. CEOs und ihre Unternehmen müssen jetzt handeln. Sie sollten eine stärkere Führungsrolle einnehmen.

Es ist an der Zeit neue Geschäftsstrategien zu entwickeln. Unternehmen müssen der Gesellschaft dabei unter die Arme greifen, Herausforderungen zu bewältigen, statt neue Probleme zu schaffen. Tatsächlich gibt es drei zentrale Aufgaben, die sich alle Unternehmen in naher Zukunft annehmen sollten, um Fortschritte auf dem Weg zu einem umfassenden und nachhaltigen Wachstumsmodell in Europa zu erzielen.

Das alte Shareholder Value-Denken ist überholt

Unternehmen müssen auch in Zukunft die Aktienrendite im Blick behalten, gleichzeitig aber über den Tellerrand hinausschauen und aufzeigen, dass der Profit für Shareholder mit dem Gesellschaftsnutzen im Einklang stehen kann.

So hat etwa der ehemalige CEO von Unilever Paul Polman Quartalsberichte und Gewinnprognosen abgeschafft und sein Unternehmen auf ein längerfristiges Multi-Stakeholder-Modell der Wertschöpfung umgestellt. Er kombiniert dies mit einer kühnen kommerziellen Vision, die darauf abzielt, den Umsatz von Unilever zu verdoppeln und gleichzeitig den CO2-Ausstoß des Unternehmens zu halbieren. Nach einem anfänglichen kurzfristigen Kursrückgang erzielte Unilever ein konstantes, branchenweit überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum sowie eine Aktionärsrendite von 300%. Darüber hinaus gibt es eine Reihe großer Erfolge bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. Es braucht mehr derartige Nachweise und Menschen, die mutig genug sind, darüber zu sprechen.

Unternehmen müssen zudem neue Formen der Zusammenarbeit mit ihren Vorständen finden. Es gilt, diese zu mobilisieren und ihnen direkte Erfahrungen an der Unternehmensfront zu vermitteln. Sie sollten den Vorstand mitnehmen; Sie sollten ihm zeigen, was der Kunde erwartet und ihm helfen, die Schwierigkeiten und die Dynamik des Ökosystems zu verstehen.

Den Verbraucher an die Hand nehmen

Das Konsumverhalten der Europäer ist nicht nachhaltig. Das bemerken auch die Verbraucher. Aber Unternehmen können nicht die Verantwortung delegieren und sich darauf verlassen, dass ihre Kunden den Wandel vorantreiben. Sie müssen die Macht der Verhaltensökonomie nutzen, um die Verbraucher zu nachhaltigeren Entscheidungen zu bewegen. Mitunter sollten sie Optionen, die nicht nachhaltig sind, gänzlich vom Markt nehmen – in der Praxis bezeichnet man das als „Choice Editing“.

Wir müssen auch die Industriesysteme umstrukturieren, auf denen die Produktion und der Konsum basieren. In einer Kreislaufwirtschaft wären Waren so konzipiert, dass sie wiederverwendet, wiederaufbereitet und recycelt werden können. Dienstleistungsbasierte Geschäftsmodelle würden es den Verbrauchern ermöglichen, Nutzen aus Gütern zu ziehen, ohne diese besitzen zu müssen. Damit bräuchten wir theoretisch weniger Waren pro Kopf.

Die Zukunft des Arbeitens prägen

Die Unternehmen müssen ihre Beziehungen zu ihren Mitarbeitern weiterentwickeln. Sie müssen dazu beitragen, ein neues Beschäftigungsmodell aufzubauen, bei dem wir genügend gute Arbeit für die Menschen haben und gleichzeitig die Vorteile der Automatisierung und der KI nutzen. Wenn sie vernünftig eingesetzt werden, könnten Automatisierung und KI mehr Raum für erfüllende, abwechslungsreiche und kreative Aufgaben schaffen, bei denen Kommunikationsfähigkeiten und menschliche Interaktion im Mittelpunkt stehen. Banken wie HSBC haben humanoide Roboter eingeführt, die Kunden aktiv begrüßen und in Empfang nehmen. Ziel der Arbeitgeber ist es dabei nicht, das Personal zu ersetzen. Die Roboter bieten dem Personal eher den Freiraum und die Zeit, sich produktiveren Aufgaben zu widmen.

Das kontinuierliche Lernen ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Die Arbeitgeber müssen Qualifizierungsmaßnahmen zur Umschulung und Weiterbildung ihrer Angestellten ermöglichen, um diese auf die zukünftige Arbeitswelt vorzubereiten. Nicht-exklusive Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden Unternehmen dazu bewegen, ihre Einstellung zur Kompetenzförderung zu ändern. Sie werden die Mitarbeiter als Teil eines kollektiven Pools aus geteiltem Wissen und gemeinsamen Erfahrungswerten betrachten.

Die befristete Beschäftigung ist nicht ohne Herausforderungen. Wenn immer mehr Arbeitnehmer in die Gig-Economy einsteigen, verlieren sie den Puffer, den der „Arbeitgeber“ in der Vergangenheit bereitgestellt hat. Insbesondere Unternehmen, die von kurzfristig einsetzbaren, freiberuflichen Arbeitskräften profitieren, müssen mit der Politik zusammenarbeiten. Sie müssen sicherstellen, dass eine ausgeprägtere Gig-Economy nicht zu Lasten von Einkommen und sozialer Sicherheit geht. Die wachsende Anerkennung befristeter Arbeitskräfte wird auch die Unternehmen zwingen, ihre Unternehmenskultur zu überdenken.

Fazit

Europa steht vor vielen Herausforderungen. Wir müssen eng zusammenarbeiten, um Antworten auf die Migration zu finden, um einen Dominoeffekt nach dem Brexit-Entscheid Großbritanniens abzuwenden und um zu verhindern, dass gefährliche Populisten an die Macht gelangen. Wenn wir hier scheitern, läuft die EU Gefahr, zusammenzubrechen.

Europa hat enorme Wettbewerbsvorteile und Stärken. Darauf sollten wir uns besinnen, um der Bevölkerung in weltweit turbulenten Zeiten die dringend benötigte Orientierung zu bieten. Europa hat sich in der Vergangenheit oft neu erfunden und kann das auch in der Zukunft wieder tun. Europa ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und beherbergt viele innovative Unternehmen, die handlungsbereit sind. Unternehmen müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und können sogar noch wirtschaftlich davon profitieren.


Über den Autor: Philip Smith ist seit über fünf Jahren für Xynteo tätig, davon knapp zwei Jahre als Chief Operating Officer. Er ist insbesondere für die Führung, das Management und die Entwicklung eines internationalen Teams von 90 Business Development-Mitarbeitern, Content-Experten, Analysten, Project Delivery, Personal- und Finanzexperten zuständig.

 

Jens Breimeier
Jens Breimeier
Jens Breimaier kümmerte sich im Business.today Network um Redaktion und Business Development. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im Publishing- und Mediabusiness, u.a. Burda, Verlagsgruppe Milchstraße und Vibrant Media: "Ich arbeite mit Brands, Agenturen, Startups und Publishern im Online-Business und unterstütze sie beim Wachstum ihres Geschäfts sowie beim Aufbau von Know-How und Netzwerken. Meine Erfahrung als Business Developer und im Publishing, sowie bei der Umsetzung von komplexen Aufgabenstellungen geben mir eine fachliche Basis und Kompetenz, die ich weiter geben möchte."
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