Mitarbeiter verlassen Menschen, keine Unternehmen
Jetzt ist es fix und Bastian Schweinsteiger wechselt zu Manchester United. Verlässt er jedoch Bayern München, jener Verein, der 17 Jahre lang seine berufliche Heimat bedeutete?
Nein, der Nationalspieler und Vorzeigespieler des FC Bayern München verlässt Pep Guardiola, seinen Vorgesetzten. Gleichzeitig setzt er damit ein Zeichen, welchen gefährlichen Weg Deutschlands erfolgreichster Bundesligaverein derzeit geht.
Bayern München und seine Probleme mit der Führungsmannschaft
Hinter vorgehaltener Hand war der Weggang von Bastian Schweinsteiger kein Geheimnis mehr und laut Insiderkreisen wird wohl Thomas Müller als nächster Stammspieler folgen.
Der Grund für diese unerwünschte Fluktuation liegt im mangelnden Führungsverständnis des mächtigsten Bundesligatrainers, den es im deutschen Fußball je gab: Pep Guardiola.
Der Spanier ist zweifelsohne ein perfekt ausgebildeter Trainer. Doch was nützen alle genialen Strategien und Taktiken aus dem Lehrbuch, wenn zwischen den Mitarbeitern und dem Vorgesetzten ein tiefer Graben besteht?
Die Schuld an diesem Dilemma liegt nicht nur an Guardiola alleine: Auch Karl-Heinz Rummenigge wirkt in der momentanen Situation heillos überfordert und vergisst dabei, seinen wichtigsten Mitarbeiter zu führen, nämlich Guardiola selbst.
Führungskompetenz schlägt Fachkompetenz
Wenn Führungskräfte den Zugang zu ihrem Team verlieren, nützen alle genialen Strategien und Umsetzungsszenarien nichts mehr, sobald die Mitarbeiter innerlich gekündigt haben.
Pep Guardiola beging einige kritische Fehler in seiner Arbeit bei den Bayern: Zuerst stellte er sich nie wirklich hinter seine Mannschaft. Sämtliche Worthülsen dazu in Interviews klangen viel zu einstudiert. Der Spanier unterliegt dabei seiner eigenen Genialität, die eine unerreichbar hohe Messlatte setzt und seinem Ego, das niemanden außer ihm auf dem Thron akzeptiert.
Dann begann er, die Integrationsfiguren der Mannschaft auf subtile Weise zu bekämpfen. Scheinbar grundlose Auswechslungen, wie es bei Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger in der letzten Saison der Fall war, besitzen im Sport den gleichen perfiden Stellenwert wie Zurechtweisungen im Management-Meeting vor versammeltem Team. Wir haben es hier mit einer verwehrten Anerkennung zu tun und fehlende Anerkennung kommt einer Isolation gleich und wirkt sich dramatisch auf die Motivation aus.
Guardiola beging außerdem einen zweiten, schweren Fehler als Führungskraft: Er versäumte es, eine emotionale Bindung zu seinen Spielern aufzubauen. Mitarbeiter sind eher bereit, charismatischen Führungskräften zu folgen. Charismatiker bauen instinktiv ein unsichtbares Band zu ihren Leuten auf. Pep Guardiola ignorierte dieses Prinzip, möglicherweise kennt er es nicht einmal. Es führte dazu, dass der Graben noch tiefer wurde.
Reaktionen auf diese Führungsschwäche dauern erfahrungsgemäß einige Zeit, doch ab einem gewissen Punkt ändert sich das Tempo ziemlich schnell und führt zu einer rasanten Eigendynamik, die häufig zu Kündigungen hochkarätiger Mitarbeiter führt.
Mit dem Führen aufhören
Wie lässt sich dieses Dilemma des FC Bayern München nun lösen? Im ersten Schritt sollte Pep Guardiola dringend jegliche Form der Mitarbeiterführung einstellen, bzw. das, was er als diese versteht. Er sollte aufhören zu Führen, um weiteren Schaden zu vermeiden. Dann sollte Bayern München eine erfahrene Führungspersönlichkeit als Bindeglied zwischen dem Trainer und den Spielern einsetzen.
Nur so lassen sich weitere unerwünschte Abgänge vermeiden.
Und Karl-Heinz Rummenigge? Er sollte mehr Mut für Entscheidungen entwickeln, schließlich ist er der Vorgesetzte von Pep Guardiola. Letztlich läuft eine Maschine nur dann, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen. Dies ist überall der Fall, egal ob in Deutschland, in Spanien oder sonst wo auf der Welt.
Markus Miksch ist Führungsexperte. Der Keynote Speaker hält Vorträge zum Thema Leadership und berät namhafte Unternehmen im Bereich der Mitarbeiterführung.
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