Kein Ende mit Schrecken…
Jahrzehntelang galten Produkte wie kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherung als sichere Häfen für eine private Zusatzvorsorge. Doch wer in der Vergangenheit so einen Vertrag für die Zusatzvorsorge abschloss und bis zum Ende fleißig seine Beiträge entrichtete, kann aus erster Hand bezeugen, welchen Bären man ihm damals bei Abschluss aufgebunden hatte.
Alfons ist gerade 65 geworden. Vor 2 Wochen wurde seine Lebensversicherungspolice, die er vor genau 30 Jahren abgeschlossen hatte, ausgezahlt. Was damals wie eine riesig große Zahl erschien, reicht heute gerade mal noch für einen Kleinwagen aus. So hatte sich das Alfons nicht vorgestellt.
Damals hatte er den Vertrag mit einem für diese Zeit sehr hohen monatlichen Beitrag abgeschlossen. 10 Prozent von seinem Nettoeinkommen hatte Alfons vor, langfristig als Zusatzvorsorge zu investieren. Sein Versicherungsvertreter, damals ein guter Freund und Arbeitskollege, hatte eindringlich darauf hingewiesen, dass er das zuverlässig bis zum Schluss machen müsse, damit es sich richtig für ihn lohne. Seinem besten Freund vertraut man, denn der meint es schließlich gut mit einem. Diesen Freund kann Alfons heute leider nicht zur Rede stellen. Er starb leider vor 3 Jahren. Aber wenn er noch leben würde, hätte Alfons ihn sicher gefragt, ob ihm das damals, als er ihm die Police empfohlen hatte, bewusst war.
Die gleiche Frage könnte man heute den vielen Vermittlern stellen, die auch heute noch Lebens- oder Rentenversicherungen als Zusatzvorsorge für das Alter empfehlen. Wissen sie es nicht besser oder lockt die hohe Provision so sehr, dass es ihnen einfach egal ist, dass ihre Kunden ihr Geld umsonst investieren? Man steckt da leider nicht drin. Fakt ist jedoch, dass immer mehr Vermittler aufwachen und erkennen, was sie da tun. Und das ist ermutigend. Doch gehen sie den Weg auch konsequent weiter und klären ihre Kunden darüber auf, was sie da haben? Helfen sie ihnen, indem sie ihnen die Wahrheit sagen?
Lebensversicherung hat ausgedient
Viele Menschen mit solchen Verträgen kommen von ganz allein darauf, dass diese nicht das halten, was andere versprachen. Wie sonst kann man erklären, dass kaum ein Vertrag wirklich bis zum Laufzeitende läuft. Die meisten Verträge werden innerhalb der ersten 7 Jahre wieder gekündigt. Manche wagen diesen Schritt aus Angst vor Verlusten nicht. Sie stellen die Verträge lieber beitragsfrei und hoffen, dass die Zinsen die Verluste wieder erwirtschaften.
Leider ist das nur eine Illusion. Wenn Sie eine Fahrkarte kaufen und der Bus fährt so langsam, dass das gesteckte Ziel nicht rechtzeitig erreicht werden kann, dann kann die Lösung doch nur sein, eine neue Fahrkarte zu kaufen und einen schnelleren Bus zu besteigen. Wenn also ein Sparvertrag unrentabel ist, macht es dann tatsächlich Sinn, Geld darauf stehen zu lassen in der Hoffnung, dass der Vertrag irgendwann noch rentabel werde? Oder macht es nicht mehr Sinn, zu retten, was zu retten geht und auf rentablere Alternativen zu setzen?
Ein Lichtblick für alle, die Verluste gemacht haben, ist die Rechtsprechung. Viele Verträge, auch gekündigte, können für eine Nachforderung genutzt werden. Teilweise können da Summen zustande kommen, die die Verluste völlig wettmachen. Es lohnt sich also, sich näher zu informieren, nach alternativen Kapitalanlagen und Möglichkeiten zur Rückabwicklung von Lebensversicherungen.
Michael Sielmon ist gelernter Bankkaufmann und war 11 Jahre Mitherausgeber, verantwortlicher Redakteur, Autor und Gestalter einer Finanzzeitschrift. Umfassende Kenntnisse und Erfahrungen im Finanzbereich, Verkauf, Kommunikation resultieren aus dieser Zeit.
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Michael Sielmon ist Jahrgang 1969, lebt seit 2010 in Seligenstadt, Landkreis Offenbach
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